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Mexiko
¡Viva México! Es lebe Mexiko! Solltet ihr euren Austausch in Mexiko verbringen, werdet ihr diesen Satz wahrscheinlich sehr, sehr oft hören. Die Mexikaner sind stolz auf ihr Land und lieben es; und das hat so einige triftige Gründe.
Doch ich fange am besten ganz von vorne an. Einen anderen Satz den ihr vor allem in eurem Vorbereitungsjahr auch oft hören werdet ist: Das wird das beste Jahr eures Lebens. Und bei mir war es tatsächlich so. Als ich erfahren habe, dass ich mein Austauschjahr in Mexiko, genauer gesagt in Aguascalientes, verbringen würde, konnte ich mir noch nicht genau vorstellen, was mich erwarten würde. Schönes Wetter, weltbekanntes, scharfes Essen, Drogen, dicke Männer mit Schnurrbart und Sombrero, alles das sind Dinge, die einem durch den Kopf schießen, wenn man an Mexiko denkt. Aber was weiß man eigentlich über das alltägliche Leben dort?
Ich begann also erst einmal zu googlen. Aguascalientes ist eine hübsche, für mexikanische Verhältnisse kleine Stadt im Zentrum des Landes, in der im April jedes Jahr eine der größten und bekanntesten „Ferias“ des Landes stattfindet. Dort sollte ich nun also für ein Jahr leben.
Die Vorbereitungszeit mit Rotary, die Orientations und verschiedenen Wochenenden sind unglaublich schön und witzig, gehen aber auch schnell vorbei und ehe du dich versiehst, sitzt du auch schon im Flieger auf ins Unbekannte.
Einer der wichtigsten Teile des Austausches ist natürlich die Gastfamilie. In meiner ersten Familie habe ich mich auch sofort wohl gefühlt, was mir sehr beim Einleben geholfen hat. Sie haben mich von Anfang an integriert, so dass ich mich immer dazugehörig gefühlt habe. Ob es nun das gemeinsame Mittagessen, die sonntäglichen Ausflüge zur Gastoma oder andere Unternehmungen waren, wir haben uns immer super verstanden und es hat mir geholfen, mich wie zuhause zu fühlen. Insgesamt hatte ich drei Gastfamilien, die alle auf ihre eigene Art besonders waren und mir neue Lebensweisen, Ecken von Mexiko und Traditionen nähergebracht haben. Anfangs ist es vielleicht nicht so einfach, sich an die neuen Familienregeln zu gewöhnen, da jede Familie anders ist, doch wenn man offen für Neues ist, wird das kein Problem sein.
Eine der Sachen, die mich von Anfang an begeistert hat, war das Wetter. In der Region, in der ich gelebt habe, ist der Himmel praktisch täglich strahlend blau ohne eine Wolke und es ist angenehm warm. Das hebt die Laune und bietet einem die Möglichkeiten zu vielen Unternehmungen. Natürlich gibt es in Mexiko viele verschiedenen Klimazonen (von der Wüste, dem Regenwald, bis hin zum Traumstrand), was das Land noch interessanter und schöner macht.
Meiner dürftigen Spanischkenntnisse waren kein Hindernis dafür, schnell Freunde zu finden. Dass Lateinamerikaner offene Menschen sind, ist vielleicht ein Vorurteil, aber es hat sich in meinen Augen mehr als bewiesen. Meine Mitschüler haben mich ab dem ersten Tag auf Partys, zum Essen, ins Kino oder einfach nur zum Reden eingeladen. Bei Fragen standen sie mir immer zur Seite. Die meisten Leute sind sehr interessiert an dir und erzählen auch gerne von sich und von ihren Sichtweisen, wenn du sie danach fragst. So lernt man immer etwas dazu und erweitert seinen Horizont. Ich war jeden Tag nach der Schule mit meinen Klassenkameraden unterwegs und habe meine Stadt mit jedem Tag besser kennengelernt. Viel Zeit mit meiner Gastfamilie und meinen Freunden zu verbringen, hat mir vor allem am Anfang sehr geholfen, meine Spanischkenntnisse schnell zu verbessern. Macht euch also keine Sorgen, wenn ihr noch kein Spanisch könnt, bevor ihr nach Mexiko kommt. Die Menschen dort sind sehr hilfsbereit und begeistern sich dafür, wenn man ihre Sprache lernt. Versucht einfach, von Anfang an so viel wie möglich zu reden ohne Angst vor Fehlern zu haben.
Das Schulsystem in Mexiko war etwas anders als in Deutschland. Die Schüler waren im Unterricht lockerer, hörten Musik, duzten die Lehrer und hatten viel Spaß. Einmal in der Woche gab es einen speziellen Essensverkauf in der Cafeteria mit Chascas, Tortas, Tacos, Tamales, Jicama con Chamoy und vielem mehr. (Ich verzichte an dieser Stelle darauf euch zu erklären, was das für Essen ist. Probiert es einfach selbst!) Das Essen war eines der Highlights meiner Zeit. Abends noch bei einer Taqueria vorbeizufahren und sich eine Portion Tacos al Pastor zu bestellen ist Mexikofeeling pur und wird schnell zur Tradition. Also keine Angst, falls man mal ein bisschen zunimmt ist das bald wieder weg, sobald man zu Hause ist.
Rotary bietet auch viele Möglichkeiten das Land besser kennenzulernen. In meinem Distrikt wurden mehrere Fahrten angeboten. Eine von ihnen war die Ruta Maya, eine Tour durch Mexiko, bei der man die verschiedenen Ruinen der Mayas und Azteken und andere besondere Sehenswürdigkeiten und Städte Mexikos kennenlernt. Die Tour endete in Cancun, dem paradiesischen Badeort auf der Halbinsel Yucatan.
Allgemein würde ich jedem raten, so viel wie möglich in seinem Austauschjahr auszuprobieren. Seien es Grashüpfer als Snack zwischendurch, eine neue Sportart an der Schule oder ein außergewöhnlicher Brauch, versucht euch so gut wie möglich auf das neue Land einzulassen und so viel wie möglich mitzunehmen. So werdet ihr auf jeden Fall ein unvergessliches Jahr haben.
Die Erfahrungen, die man im Ausland sammelt kann einem keiner mehr nehmen. Es wird Hochs und Tiefs geben, aus denen man unglaublich viel lernen kann und die einem für ewig in den Erinnerungen bleiben werden. Ein Austauschjahr kann ich jedem aus tiefsten Herzen empfehlen. Ich selbst habe mich unsterblich in Mexiko verliebt und war auch nach meinem Austausch noch einmal dort. Ihr werdet selbst sehen, dass ihr in eurem Gastland schnell eine neue Heimat findet, in die man immer wieder zurückkehren will!
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Franzi war 2012/2013 in Aguascalientes, Mexiko (Distrikt 4110)