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Mexiko

Bienvenido a México. Sombreros, Tequila und viel, viel Sonne. Das war meine Vorstellung von diesem wundervollen Land, als ich mich im August 2011 auf dem Weg zum Flugzeug befand. Wie bei jedem Austauschschüler wurden diese drei Klischees natürlich auf irgendeine Art und Weise bestätigt. Und dennoch hat mir das Land so viel mehr gezeigt und gegeben, dass ich jetzt hier in diesem Erfahrungsbericht mal den Versuch starte, dass alles auf Papier zu bringen (Mission impossible). Aber ich greife zu weit vor. Das schöne am rotarischen Austausch ist, dass man nicht nur das eine Jahr im Ausland hat. Im Prinzip sind es volle drei Jahre die man sich damit beschäftigt. Ein knappes Jahr Vorbereitung, dann der Megaknüller, das Jahr im Ausland, und zuletzt die freiwillige Nachbereitung. Fangen wir also ganz von vorne an. Ich wollte unbedingt in die USA. Ich war fasziniert von Hollywoodfilmen, dem Way of Life und American Dream, von der Größe, der Landschaft, geblendet von den unzähligen Klischees die man hier in Europa so hat, von dem Land auf der anderen Seite des Teichs. Für mich war klar: Ich will da hin! Und eigentlich war mir auch klar, ich komme da hin. Aber denkste. Nach einem Vorbereitungswochenende und der ellenlangen Bewerbung kam dann im Januar per Mail die Ländernominierung: „Du bist für Mexiko nominiert“. Mexiko, wie was?!, ja gut ich hatte es ja in der Bewerbung so angegeben, aber Mexiko?!, irgendwas musste ich doch an Stelle zwei und drei der Länderauswahl angeben, aber für mich war doch eigentlich klar, dass ich in die USA komme. Tja, so können Pläne manchmal aufgehen. In den Tagen nach der besagten Email habe ich mehrere Male ernsthaft überlegt, jetzt nochmal alles hinzuschmeißen. „Doch lieber ein kommerzieller Anbieter, dann komm ich wenigstens in das Land, dass ich gebucht habe“, dachte ich mir. Zum Glück habe ich mich dann nach wenigen Tagen dazu entschieden, das Abenteuer einfach mal auf mich zu kommen zu lassen. Ich bin in die Buchhandlung und habe mir Reiseführer gekauft, habe Angefangen mich über das Land zu informieren und dachte mir: „Ja krass, Mexiko ist dann wohl doch mehr als nur Sombreros, Tequila und viel, viel Sonne.“ Es folgte wenige Monate später der erste Kontakt mit meinem Distrikt und ich hatte schonmal einen Anhaltspunkt wo die Reise denn hingeht. Als dann im Mai die erste Email von meiner Gastfamilie kam, konnte ich es nicht glauben. So oft war man in den Wochen zuvor in seinen Posteingang der Emails gegangen und hat gehofft, es kommt endlich die Nachricht. Die Nachricht mit der der ganze Traum endlich etwas Wirkliches hatte, endlich hatte man eine Adresse die man im Internet suchen konnte, endlich hatte man Namen und eine Familie, die einen dort erwarten wird, endlich hatte man Kontakt zu einer völlig neuen und fremden Welt. Im Sommer dann, wenn endlich die Schule sich dem Ende neigt, man sich erste Gedanken über Gastgeschenke macht und wild versucht eine Abschiedsfeier zu organisieren, bei der möglichst noch alle da sind, geht dann alles viel zu schnell. Das Zeitgefühl schaltet den Turbo an und ehe man sich’s versieht, steht man am Flughafen mit seinen zwei Koffern (sorry Leute aber einer ist einfach echt Utopie, erst recht wenn’s ums Zurückreisen geht) und muss einen der zwei wahrscheinlich schwersten Schritte des Austauschs machen. Das Gepäck ist eingecheckt und mit der Bordkarte und dem Reisepass in der einen Hand und dem doppelten des erlaubten Handgepäcks in der anderen Hand heißt es jetzt Abschied nehmen und durch die Security gehen. Es ist soweit, man sitzt im Gruppenflug und ist auf dem Weg in die neue Heimat für das nächste Jahr. Man kommt im Gastland an und will erstmal, dass jemand einen kneift. Es ist ein unglaubliches Gefühl und man schwebt auf seiner eigenen Wolke durch den Flughafen, bis man endlich wahrnimmt, dass jemand zum gefühlten 10. Mal deinen Namen brüllt und deine Gastfamilie vor dir steht und du fast, ohne es zu merken, durch sie hindurchgelaufen wärst. Ich glaube die erste Autofahrt vom Flughafen zu meiner ersten Gastfamilie war eine der spannendsten Fahrten überhaupt. Alles neu. Neue Sprache, neue Leute, neue Landschaft, unbekannte Fahrzeuge, einfach alles neu und unbekannt. Man wacht nach seiner ersten Nacht auf und merkt erstmal, dass das Geschehene von gestern kein Traum war, es ist real. Und in diesem Moment kann es einem auch kurz schlecht gehen. Man denkt daran wie es jetzt wäre im eigenen Bett aufzuwachen, sich in seinem Zuhause wohl zu fühlen, sich daheim zu fühlen. Dass alles muss sich erst noch entwickeln in den ersten Wochen. Alles neu ist auch das Motto für die ersten Tage. Nichts wiederholt sich, es gibt keine Routine, alles was man macht ist aufregend und anders. Es wird einem die Stadt gezeigt, man geht bald zur Schule. Du beginnst die ersten Brocken einer neuen Sprache zu lernen und vergisst mehr als die Hälfte der Brocken, die du am Tag zuvor gelernt hast (das ist übrigens ein ewiges Spiel haha, du lernst und vergisst und lernst und vergisst von der neuen Sprache, aber das wird schon). Nach circa einer Woche begann ich dann mit dem regelmäßigen Schulablauf. Alle wollen was von dir wissen, fragen wo du herkommst, erkundigen sich nach deinem Lieblingssport oder -essen, ja sie fragen nach sogar so banale Dingen, wie: „Tragt ihr in Deutschland auch Socken?“ oder „ Gibt es bei euch Coca Cola?“. Auch wenn ich in den ersten Wochen kein Spanisch gesprochen habe, kamen Mitschüler, die kein Englisch sprechen konnten auf mich zu, und versuchten, mit Händen und Füßen mit mir zu kommunizieren. Es ist unbeschreiblich wie offen, freundlich und herzlich Mexikaner von jung bis alt sind. Wo in Deutschland eher abgewartet wird, dass der Neue auf einen zu kommt, stürzen sich Mexikaner regelrecht auf alles Neue und möchten, dass du dich wie zu Hause fühlst. Meinen Austausch verbrachte ich in Guanajuato in Zentralmexiko. Es ist eine wunderschöne Kolonialstadt im Herzen Mexikos, in einem Tal gelegen, mit vielen Silberminen und Bergbau, einer Universität und damit einhergehend mit vielen Jugendlichen. Die Stadt hat ein kleines, wunderschönes Zentrum mit einem „Jardin“ (einem kleinen Park) als Kern, um den viele kleine Bars, Restaurants und Cafés gelegen sind, wo man sich nach der Schule mit Freunden trifft. Das Leben in der Stadt mit der Gastfamilie, dem Schulleben und den mexikanischen Freunden ist der eine Teil des Austauschs. Der andere Teil ist die rotarische Familie mit dem Gastclub, dem Distriktteam und den restlichen Austauschschülern. Es ist sehr wichtig sich im Gastland zu integrieren und wohl zu fühlen, aber die regelmäßigen Wochenenden und Reisen mit den anderen Austauschschülern geben einem ein ganz eigenes Gefühl einer Familie und von Zusammenhalt. Man ist umgeben von Leuten, denen es genauso geht wie einem selbst. Jeder hatte mal Probleme mit seiner Gastfamilie, in der Schule oder hat einfach mal einen Tag lang seine Family oder Freunde von zu Hause vermisst. Innerhalb der mexikanischen Freunde ist es schwierig darüber zu reden, ist man doch in einer ganz anderen Situation. Mit den Freunden mit denen man gerade im Austausch ist, muss man sich gar nichts erzählen und doch weiß man, was beim anderen los ist. Abgesehen davon erlebt man die tollsten Geschichten und die schönsten Momente mit den anderen Inbounds. Man ist unterwegs und lernt das Land kennen, man ist wochenlang in ein und demselben Bus unterwegs, man teilt sich Zimmer und Geschichten und macht unzählige Fotos. Wir hatten leider kein Rotex bei uns im Distrikt, dennoch waren die Rotarier die besten Betreuer, die man sich vorstellen kann. Ich könnte jetzt noch ewig so weiter schreiben, denn ein Jahr im Ausland kann man nicht so einfach in einen kurzen Bericht packen, deshalb mach ich jetzt einen kleinen Sprung zum Ende meines Jahres. Wenn ihr dachtet, die Wochen vor dem Abflug aus Deutschland vergingen schon rasend schnell, dann vergehen sie in den letzten Wochen vor dem Ende eures Austauschs noch viel schneller. Ich hab versucht mir eine Liste zu machen, mit Dingen die ich unbedingt noch machen wollte. Jeder hat’s versucht in meinem Distrikt und ehrlich gesagt hat es keiner geschafft, auch nur ansatzweise diese Liste zu Ende zu bringen. Man möchte nochmal viel mit seinen Freunden machen, mit seiner Gastfamilie Zeit verbringen, man möchte Einkäufe für Souvenirs machen, die Lieblingsorte nochmal besuchen. Man versucht, das komplette Jahr in ein paar Wochen nochmal ins Gedächtnis zu brennen und auf einmal klingelt morgens der Wecker, die Koffer sind gepackt und die Gastfamilie wartet darauf, alles zum Flughafen zu bringen. Bei mir kamen noch ein paar Freunde dazu und so stand ich ein Jahr später wieder am Flughafen. Mit Bordkarte und Reisepass in der einen Hand und dem doppelten des erlaubten Handgepäcks in der anderen Hand. Jetzt heißt es zum zweiten Mal Abschied nehmen und mit einem tiefen Atemzug den zweiten, der wahrscheinlich schwersten Schritte im Austausch machen und ab durch die Security. Jetzt, 5 Jahre nachdem mein Abenteuer Austausch begann, ist so vieles von damals noch präsent in meinem Leben. Ich begann bei Rotex mit Austauschschülern und Euch Wochenenden zu organisieren und zu verbringen. Noch heute habe ich Kontakt zu meiner Gastfamilie und meinen Freunden, sehe sie regelmäßig und sie sind Teil meines Lebens geworden. Und dieser Teil ist eine großartige Bereicherung meines Lebens, wofür ich sehr dankbar bin. Im Rückblick kann ich euch nur noch mit auf den Weg geben, dass das Land, in dem ihr euren Austausch verbringt so wichtig ist, wie ein Furz auf der anderen Seite der Erde. Die Menschen und Erfahrungen machen eueren Austausch so besonders. Bei mir war es Mexiko und für nichts würde ich diese Erfahrung mit einem Austausch woanders hin tauschen wollen. Und jedem einzelnen Austauschschüler geht es so mit seinem Gastland. Habt Mut und ich wünsche euch eine wundervolle Zeit im Ausland, hoffentlich natürlich in Mexiko haha ;)
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Friedrich war 2011/2012 in Guanajuato, Mexiko (Distrikt 4160)