Zurück zu den Berichten

Brasilien

Bem vindo! So lange ist es schon her. Unglaublich! Dennoch kann man sich an jedes mulmige Gefühl, die Aufregung und die Ungewissheit genau erinnern. Ein Jahr ohne die besten Freunde, Familie und die gewohnte Umgebung. Klingt ganz schön verrückt. Seit der ersten Orientation stand mein neues Heimatsland für das kommende Jahr fest. Brasilien. Jeder, dem ich von meinem Vorhaben berichtete, war erstaunt und meinte dass ich ganz schön mutig sei. Diese Reaktionen verunsicherten mich, doch nach der ersten E-mail meiner Gastfamilie hatte ich gleich ein besseres Gefühl, bei der ganzen Sache. Mein Gastbruder ließ mich wissen, dass sich die ganze Stadt schon auf mich freuen würde und sie meine Ankunft kaum erwarten können. Je näher das Abreisedatum rückte, desto mehr realisierte man, dass das auf das man ein Jahr hingearbeitet hat endlich vor der Türe steht. Die Verabschiedung am Flughafen fiel mir nicht leicht, dennoch hatte ich im Hinterkopf, dass in einem Jahr, ich mich genau hier wieder befinden werde und eventuell das beste Jahr aller Zeiten hinter mir habe. Mit einem weinenden und einem lachenden Auge verließ ich Deutschland und lies mein „altes“ Leben zurück. Das wird mein Jahr! Um 4.30Uhr stand meine Gastfamilie auch schon erwartungsvoll am Flughafen in Sao Paulo. Nach einer 12Stunden Flugzeit war der ein oder andere Passagier recht erschöpft, doch die 20 Austauschschüler von Rotary, kamen nun in voll in Fahrt. Die kleinen Zettelchen mit dem Grundwissen der portugiesischen Sprache machten die Runde. Jeder wollte wenigstens mit einem „OI“ (Hallo) punkten können. Aus dem Sicherheitsbereich draußen und schon machte sich das größte Lächeln in meinem Gesicht breit, denn ich fand sofort den Jungen, der wie mein Gastbruder in Facebook aussah. Ich wollte mit einem Handschütteln meine Gastfamilie begrüßen, doch so weit sollte es gar nicht kommen. Schon wurde ich mit Küsschen und Umarmungen leicht überrumpelt. Ok, das war der Moment, indem ich mir dachte „ich kann mich nicht mehr in Deutschland befinden. Wo bin ich denn hier gelandet?!“. Das war der Beginn eines spitzen Jahres. Der erste Monat war einer der Spannendsten. Jedes Kennenlernen verlief anfangs wie eine Art Activity Spiel. Das Portugiesisch musste noch gelernt werden, so wurde viel auf Mimik und Gestik gebaut. „Lächeln und Winken“ war in den ersten Monaten alltäglich, vor allem wegen des fehlenden Vokabulars. In jeder meiner Gastfamilie wurde ich wie ein Familienmitglied behandelt. Ich wurde als Schwester, Tochter, Enkelin, Nichte etc. gesehen. Sie sind ein Teil meines Lebens geworden und ich werde auch noch in 20 Jahren sagen können, dass ich zwei wunderbare Familien in Brasilien habe, die ich in mein Herz geschlossen habe. Freundschaften schließen war eine einfache Aufgabe. Brasilianer sind ein sehr offenes Volk und wollen alles von seiner Heimat und Person erfahren. Immer wieder wird das Gespräch gesucht und mit der Zeit entwickeln sich die besten Freundschaften. Diese Freundschaften sind einer der wichtigsten Aspekte eines Austausches! Egal ob Einheimische oder Austauschschüler, in diesem Jahr können sich die dicksten Freunde finden. In der Privatschule war man der „Star“ schlecht hin. Jeder kannte einen, auch wenn man ihn nicht kannte. Der Unterricht war anfangs schwer zu verstehen, doch mit der Zeit konnte man sogar diesem folgen. Die Lehrer waren für jeden Spaß zu haben und meine Mitschüler involvierten mich ganz schnell in die Klassengemeinschaft. Ich fühlte mich richtig wohl auf meiner Schule. Rotary sorgte das ganze Jahr über, dass es mir gut geht. Ich bekam super Familien und bei jedem Rotary Meeting Montagabend war ich herzlich Willkommen. Sie gaben mir das Gefühl ein Teil der rotarischen Familie zu sein. Mein Rotary Club sorgte sogar dafür, dass ich Mitglied eines Vereines wurde und ich konnte mich so viel sportlich betätigen, dies war bei der Menge an gutem Essen nur ein Entgegenkommen. Ich liebe die brasilianische Küche! Bei diesem Punkt könnte ich nicht aufhören zu schwärmen. Für Fleischliebhaber ein Paradies, aber auch für Vegetarier gab es eine Vielzahl von verschiedenem Gemüse, Obst und vieles mehr. Reis und Bohnen dürfen bei keinem Mittagessen fehlen, sowie eine Art von Gemüse und Fleisch. Brasilianer sind die absoluten Mittagsesser. Das Mittagessen ist die üppigste und wichtigste Mahlzeit. Alltagstrott ist auch in einem Auslandsjahr ein Thema, doch diesen kann man am besten mit der Gastfamilie und den Freunden bewältigen, da hat das Heimweh überhaupt keine Chance!
Typische Klischees
In den ersten Wochen wurde einem schnell bewusst, dass die Affen sich nicht auf den Straßen aufhalten und man nicht immer überfallen wird. Selbst die großen Spinnen und Schlangen wurden einem erspart. Die Stromversorgung war eins A. Wassermangel war ebenfalls nicht erkennbar, da jeder Brasilianer mindestens 2- 3 Mal am Tag seine Dusche aufsucht. Auch die Zähne werden nach jeder Mahlzeit geputzt! Das ist ein Muss! Wegen einer sehr offenen Art der Brasilianer konnte die ein oder andere Begegnung mit Freunden länger dauern als erwartet. Je größer die Freundesgruppe, desto länger dauerte das Hallo- und Tschüsssagen, denn wurde auch nur eine Person nicht begrüßt galt man sofort als unhöflich. Nicht lange dauerte es und man hatte sich auch schon an die vielen Umarmungen gewöhnt. Am Ende meines Austausches kann ich sogar sagen, dass mir diese Umarmungen wichtig geworden sind und ich sie vermisse, sogar die langen Begrüßungsrituale. Der Fußball war das Top Thema. Mit jeder Konversation endete das Gesprächsthema bei dieser Sportart. Immer wieder wurde ich gefragt welches Team ich bevorzuge, denn in Brasilien muss jeder Einheimische seinen ganz persönlichen Vereinsfavoriten haben. Brasilien ist ebenfalls für eine beeindruckende Natur bekannt, man stößt auf viele Tierarten und die Pflanzenwelt ist atemberaubend. Die Strände von Brasilien sehen genauso aus wie in einem Reisekatalog, wenn nicht sogar besser. Vor allem im Amazonasgebiet kann man Naturschönheiten bewundern. Man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Jahresereignisse
Auf der anderen Seite der Erde verlaufen die Jahreszeiten genau umgedreht das heißt so viel wie: an Weihnachten wird im Sommerkleid und Shorts der Weihnachtsbraten vertilgt. Weihnachten ist auch in Brasilien ein Familienfest, so kommt die ganze Familie zusammen und es wird wie so üblich viel gegessen. Weihnachten und Silvester werden oftmals am Strand verbrach, wegen der sommerlichen Hitze. Dezember bis Februar ist der Hochsommer und dazu gehören auch die Schulferien, denn bei diesen Temperaturen denkt keiner an die Schule. Anfang Februar ist es dann so weit. Der berühmte Karnevale ist da! Jeder freut sich auf dieses Ereignis und jeder Sportclub in der Stadt verwandelt sein Grundstück in eine Fest-area. 4 Tage lang wird nun gefeiert. Die großen Umzüge in den Großstädten werden immer auf den Bildschirmen mitverfolgt und nachts sind die Straßen voller Menschenmassen. Im Juni zeigt sich das berühmte „Festa juninha“ von seiner schönsten Seite. Dieses Fest kündigt den „Winter“ an. In traditioneller Kleidung wird getanzt und die Maisspeisen vertilgt. Rotary bietet außerdem unter dem ganzen Jahr Reisen an, die dein Austauschjahr unvergesslich gestalten. Leider macht der Kostenfaktor manchmal einen Strich durch die Rechnung, so muss man sich eventuell für eine oder zwei Reisen entscheiden.
Brasilien
Brasilien
Brasilien
Brasilien
Brasilien
Brasilien
Brasilien
Brasilien
Brasilien
Rebecca war 2014/15 in Indaiatuba, Brasilien (Distrikt 4310)