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Brasilien

"Oi, tudo bem?" ("Hey, alles gut?") - diese drei Wörter sind wohl allen Austauschschülern bekannt, die ihr Jahr in Brasilien verbracht haben. Doch von den Begrüßungsfloskeln ist das mit Abstand die kürzeste! Aber jetzt von vorne. Nachdem ich am Ende der 9. Klasse Gymnasium von meinem Cousin Freddy (Mexiko, 2011/12) erzählt bekam, wie wunderschön und unvergesslich sein Austauschjahr mit Rotary gewesen war, wusste ich sofort, dass ich auch so etwas machen wollte. Schon bei der ersten Orientation lernte ich viele neue, super nette Leute kennen, mit denen ich bis heute noch regelmäßig Kontakt habe oder sogar befreundet bin. Nach der Bewerbung und der 2. Orientation kamen dann die Monate des Wartens. Irgendwann Ende April 2012 erhielt ich endlich eine E-Mail meiner zukünftigen Gastfamilie aus Curitiba, Paraná. Bis zu meiner Ausreise waren wir in regelmäßigem Kontakt und ich konnte schon viel über meine Gastfamilie und die Gaststadt erfahren. Dank der vielen Rotarywochenenden fühlte ich mich sehr gut auf meinen Auslandsaufenthalt vorbereitet und hatte deswegen keinerlei Zweifel oder Angst. Die Fahrt an den Flughafen war für meine Eltern weitaus schlimmer als für mich, aber meine Vorfreunde war zu jenem Zeitpunkt schon so gewaltig, dass ich die "traurigen" Momente vor der Ausreise ausblenden konnte. Zum Glück musste ich nicht alleine fliegen und traf daher am Flughafen Frankfurt eine Gruppe deutscher Austauschschüler, die ebenfalls nach Brasilien reisten. In Curitiba angekommen, wurde ich direkt von meiner neuen Familie in Empfang genommen und musste mich gleich einmal an die vielen Umarmungen und Wangenküsse gewöhnen. Ich glaube, dass ich an diesem Tag mehr Umarmungen und Küsse erhalten habe, als in den 16 Jahren davor! Die ersten Wochen waren nicht leicht, denn ich konnte nur ein halbes Dutzend Wörter und Englisch half mir auch nicht viel weiter. Da wir in Curitiba von Rotary einen Portugiesisch-Kurs bekamen und ich vor allem brasilianische Freunde suchte, lernte ich die Sprache super schnell und sprach nach gut drei Monaten fließend Portugiesisch. Ich ging wahnsinnig gerne zur Schule. Das Colégio Estadual do Paraná ist eine der größten öffentlichen Schulen in Brasilien mit ca. 10.000 Schüler jeden Tag. Auch wenn der Unterricht täglich um 7:10 Uhr begann und ich deshalb um 5:00 Uhr aufstehen musste (die Busfahrt vom Haus meiner Familie bis zur Schule dauerte 1 Stunde), war die Zeit in der Schule immer die schönste Zeit des Tages. Da ich generell ein sehr offener Mensch bin, konnte ich sehr schnell Freunde finden und lernte sehr viele Leute kennen. Auch bei den Lehrern konnte ich mich relativ beliebt machen. Durch das Mitschreiben im Unterricht (die Unterlagen und Mitschriften habe ich alle heute noch), lernte ich die Sprache viel schneller als alle anderen 40 Austauschschüler in meinem Distrikt. Curitiba ist eine 1,8 Millionen Einwohner Metropole im Süden von Brasilien und liegt ca. 6 Autostunden südlich von São Paulo und 1h30min vom Meer entfernt. Obwohl es keine U-Bahn gibt, kommt man sehr schnell von einem Ende der Stadt zum anderen, da Curitiba über eines der besten Bussysteme der Welt verfügt. Curitiba ist generell sehr, sehr sicher (auch für Mädchen) und bietet einem alles, was man in einer Großstadt so erwartet. Vor allem die Parks sind der Wahnsinn! Jeder Park hat seinen eigenen Stil und gibt einem bei jedem Besuch ein "Wow"-Gefühl. Der Lieblingsorte der Austauschschüler waren jedoch die vielen Shoppingcenter, die über die ganze Stadt hinweg verteilt liegen. Auch kulinarisch hat Curitiba einiges zu bieten. Durch die Lage als "Verbingungsstadt" zwischen der Küste und dem Hinterland gibt es eine große Variation an Gerichten und Spezalitäten. Das "Madalosso" ist mit seinen knapp 5000 Sitzplätzen eines der größten Restaurants der Welt. Da man mit Rotary ja nicht nur in einer Familie leben sollte, war demnach auch ich irgendwann an der Reihe und hatte insgesamt drei Familien, die alle untereinander Verwandt waren (ich habe auch nach diesem einen Jahr nicht alle familiären Verflechtungen durchblicken können, weil die Familien in Südamerika generell einfach riiiesig sind). Mit allen dreien verstand ich mich blendend, war aber bei der zweiten Familie am liebsten. Vor allem die Gastmutter Stela hatte es mir sehr angetan und mit der Zeit sagte ich auch "mãe" (Mama) zu ihr. Die Partnerreiseagentur von Rotary "Belo Brasil Tours" bietet einem das volle Programm. Von kleinen Städtereisen, über eine Amazonasreise, eine 30-tägige Tour durch den Nordosten bishin zu einer Südamerikareise ist alles geboten. Ich habe zwei Reisen mit Belo Brasil gemacht. Einmal nach Pantanal & Bonito (das T-Shirt der Reise habe ich zufällig gerade an) und danach in den Amazonas Regenwald. Beide Reisen waren atemberaubend und die Erfahrungen werden mich mein Leben lang erfüllen! Meine Gastfamilien nahmen mich auch zu ein Paar Reisen mit, zum Beispiel zu den Iguaçu-Wasserfällen oder an die Strände des Nordostens. Jeder zurückgekommene Austauschschüler behauptet immer, dass sein Gastland das schönste und tollste ist… doch bei Brasilien ist das unabstreitbar die Wahrheit! Ich kann einen Austausch in Brasilien wirklich wärmestens ans Herzen legen und bin selbst unbeschreiblich dankbar für die Möglichkeit, die mir Rotary mit meinem Austausch gegeben hat. "Eu sou brasileiro, com muito orgulho, com muito amor."
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Max war 2012/13 in Curitiba, Brasilien (Distrikt 4730)